Mahnwache zum Gedenken an die Nakba - die Massenvertreibung der Palästinenser im Jahre 1948

Samstag, 21. Mai 2011, 14 bis 16 Uhr, Graben/Kohlmarkt, Wien 

 

Mahnwache der „Kritischen Jüdischen Stimme (Österreich)" und der „Frauen in Schwarz (Wien)" zum Gedenken an die Nakba – die Massenvertreibung der Palästinenser im Jahre 1948

 

Am 15. Mai 2011, der 63. Jahrestag der Nakba, tötete die israelische Armee 21 Palästinenser, die in Demonstrationen gegen die Besetzung ihres Landes protestierten.   Hunderte wurden verletzt und verhaftet.

 

Der Tag des 14. Mai 1948 sah den Abzug der letzten britischen Truppen aus Palästina und gleichzeitig die Gründung des Staates Israel. In den Monaten vor und nach diesem Tag (Dezember 1947 bis Dezember 1948) wurden vom israelischen Militär rund 750,000 – 800,000 Palästinenser aus ihrer angestammten Heimat in die Nachbarländer vertrieben und zu Flüchtlingen gemacht. Sie haben ihr Land nicht freiwillig verlassen, wie es die israelische Regierungspropaganda der Welt jahrelang vortäuschte. Sie wurden zu einem großen Teil gezwungen – durch Einschüchterung, Drohungen, Terror, Vergewaltigungen, Tötungen, Massekern (u.a. Deir Yassin, Dawazmeh, Tantura) – Hals über Kopf zu fliehen:

 

Aus 531 Dörfern und 11 Städten, unter Zurücklassung ihres gesamten Hab und Guts: 296,000 ha Landes mit Feldern, Olivenhainen und Zitrusplantagen, 73,000 Wohnräumen, 7,800 Läden und Werkstätten, Ihres Bestands an Vieh und Landwirtschaftsgräten, ihrer gesamten Bankguthaben im Werte bis zu 5 Millionen palästinensischen Pfunds.

 

Auf dieser Masse gestohlenen Privateigentums wurde Israel als exklusiv jüdischer Staat errichtet. Wie andere Kolonialstaaten entstand Israel auf dem Rücken der einheimischen Bevölkerung. Diese ethnische Säuberung und die widerrechtliche Aneignung des palästinensischen Besitzes – ohne jegliche Entschädigung – war nicht nur ein tiefes Trauma für das palästinensische Volk und ein Verstoß gegen internationales Recht, sondern auch ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Rückkehr der Vertriebenen in ihre Heimat aufgrund der UNO-Resolution 194 wurde von Israel verweigert und von der internationalen Staatengemeinschaft nicht durchgesetzt.

 

Eine der tragischsten Folgen der Nakba von 1948 ist die Zahl der Kinder der damaligen Flüchtlinge. Sie beträgt heue 4,8 Millionen, die verstreut, oft in Lagern, in Syrien, Libanon, Jordanien, im Westjordanland und in Gaza leben.

 

Die Idee einer „Aussiedlung" oder eines „Transfers" der arabischen Bevölkerung Palästinas zugunsten einer massiven jüdischen Kolonisierung und einer mehrheitlich jüdischen Staates, lag in der Absicht des Zionismus seit seinen Anfängen Ende des 19. Jahrhunderts,, wie aus zahlreichen Erklärungen zionistischer Führer, von Theodor Herzl, seinem Gründer, bis David Ben Gurion, dem ersten Premier Minister Israelis, zu entnehmen ist.

 

Dessen ungeachtet, hatte Israel jahrelang versucht, die Nakba aus dem öffentlichen Gedächtnis zu löschen, bis eine neue Generation israelischer und palästinensischer Historiker aufgrund der seit1978 zugänglichen Quellen, die Wahrheit über die damaligen Ereignisse ungeschminkt ans Licht brachte. Im März 2011 beschloss der israelische Parlament ein Gesetz über den Entzug von öffentlichen Geldern an alle Institutionen (Schulen, usw.), die öffentlich der Nakba gedenken und den 15. Mai als „Tag der Trauer" begehen.

 

Wie würde Israel reagieren, wenn Deutschland oder Österreich das Gedenken an den Holocaust mit Strafen belegen würde?

 

Mit dem Jahre 1948 war die Nakba nicht zu Ende. Seit dem so genannten Sechs-Tage-Krieg von Juni 1967, der mit einer neuerlichen Vertreibung von 350,000 Palästinensern und der Besetzung neuer Gebiete endete, geht sie täglich weiter – mit dem Bau einer Mauer, die Israel quer durch palästinensisches Land zieht und mit der fortdauernden Enteignung palästinensischen Grund und Bodens in den besetzten Gebieten und in Ostjerusalem zugunsten jüdischer Siedler.

 

Kritische Jüdische Stimme (Österreich) www.nahostfriede.at

 

Frauen in Schwarz (Wien) www.fraueninschwarz.at